Für Menschen, deren Haut durch Krankheit oder Unfall zu Schaden gekommen ist, bedeutet Camouflage mehr als nur Schminke: Die hochdeckende Kosmetik lässt entstellte Hautpartien scheinbar verschwinden. Der Arbeitskreis Camouflage e. V. hilft Betroffenen dabei, die eigene Schönheit wiederzufinden.
Der Begriff Camouflage kommt aus dem Französischen und bedeutet übersetzt "Tarnung". Im wahrsten Sinne des Wortes trifft das auch für den kosmetischen Bereich zu. Dort wo diese Methode zum Einsatz kommt, werden
HautDie Haut (griech. Derma, lat. Cutis) ist mit einer Gesamtfläche von ca. zwei Quadratmetern das größte menschliche Organ.
mehrschädigungen bis zur Unkenntlichkeit "getarnt". In seiner Auswirkung ist Camouflage jedoch weitaus mehr, als nur das: Menschen, die unter entstellten Hautpartien leiden, sind Dank dieser ganz besonderen Schminktechnik wieder in der Lage, einen normalen Alltag zu leben. Sie müssen die mitleidigen Blicke ihrer Mitmenschen nicht mehr ertragen und finden zu ihrer eigenen Schönheit zurück. "Camouflage kann mehr, als herkömmliche Kosmetik: Perfekt gemacht ist sie stark deckend, wasserfest, hitzebeständig und bis zu 36 Stunden haltbar - auch unter extremen Bedingungen wie beim Schwimmen oder Sonnen", erklärt René Koch (siehe Foto), Starvisagist, Kosmetologe und Gründer des Arbeitskreises Camouflage e. V. (Link unten).
Camouflage hilft da, wo die Chirurgie ihre Grenzen hat
Unzählige Menschen leiden unter Anomalien der Haut - laut dem Arbeitskreis Camouflage e. V. gibt es allein in Deutschland weit über fünf Millionen Betroffene. Die Ursachen können unterschiedlicher Natur sein: Brandverletzungen, Unfallnarben und Tumorerkrankungen sind genauso Auslöser wie genetisch bedingte Erkrankungen oder Pigmentstörungen. Die Auswirkung ist jedoch bei jeder Schädigung der Haut gleich: Betroffene leiden unter einem immensen psychischen Druck. Nicht nur durch die oftmals ablehnende Haltung ihrer Umwelt, auch der Blick in den eigenen Spiegel ist für manch einen kaum zu ertragen. Die Beschädigung der äußeren Schönheit führt oftmals dazu, dass auch das innere Gleichgewicht gestört ist: Beeinträchtigung des Selbstbewusstseins, Depressionen, Vereinsamung bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes sind nicht selten die Folgen. Die Schönheitschirurgie kann heute zwar schon vieles leisten - aber nicht alles. Deshalb sehen viele Fachleute Camouflage als wichtige Ergänzung zu medizinischen dermatologischen Therapien. Gegen den seelischen Kummer in Folge einer Erkrankung kann Camouflage nichts tun, aber sehr wohl gegen die sichtbaren Folgen. "Schwere Unfälle oder Krankheiten führen oft zu akuten psychischen Belastungssituationen oder posttraumatischen Störungen. Was therapeutische Gespräche für die Seele sind, das bedeutet Camouflage für ein verletztes Gesicht", erklärt Renate Buffaloe, Dipl. Psychologin und Mitbegründerin des Arbeitskreises Camouflage e. V.
Arbeitskreis Camouflage e. V. hilft Betroffenen
1996 rief Starvisagist René Koch den Verein ins Leben und hat es sich seit dieser Zeit zur Aufgabe gemacht, "gebrandmarkte" Menschen auf ihrem Weg in ein normales Leben zu unterstützen. "Mitte der 1980-er Jahre begegneten mir neben dem schönen Schein der Promiwelt immer mehr vom Schicksal gezeichnete Menschen. Krankheiten hinterließen Spuren, die nach außen trugen, was die Betroffenen bereits innerlich zermürbte. Ich versuchte sie mit Camouflage dabei zu unterstützen, dass sie ein neues Verhältnis zu ihrem Körper finden konnten", erzählt René Koch. Die Summe seiner Erfahrung veranlasste Koch dazu, den Arbeitskreis zu gründen. Gemeinsam mit Ärzten, Psychologen und Journalisten kümmert er sich um die Belange Betroffener - über die Schönheitsfrage hinaus. Für Koch und seine Mitstreiter ist es vor allem wichtig, dass sich betroffene Menschen nicht alleine fühlen. "Wir helfen deshalb auch mit Betreuung in Kostenfragen, durch die Organisation von Selbsthilfegruppen und eine engagierte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit", so der Camouflage-Profi Koch.
Das ist Camouflage
Camouflage-Produkte haben etwa 55 Prozent mehr Pigmente als herkömmliche Kosmetika und sind deshalb extrem deckend. Inzwischen gibt es eine reichhaltige Palette an Grundtönen und somit für jeden Hauttyp geeignete. Wer schwerwiegende Hautfehler überdecken möchte, wie es bei der medizinischen Camouflage meist der Fall ist (siehe Foto), muss allerdings vor dem Camouflieren Komplementärfarben auftragen: Grün bei roten Verfärbungen, Orange bei bläulichen Flecken und Gelb bei lilafarbenen Verfärbungen der Haut. Auch Unebenheiten werden vor dem Auftragen der Camouflage-Foundation (Grundierung) mittels eines plastischen Camouflage-Präparats ausgeglichen. Erst danach wird die eigentliche Camouflage-Creme dünn auf die betroffene Stelle aufgetragen und zu den Rändern hin mit einem Make-up-Schwämmchen ausgestrichen. Für die gute Haltbarkeit sorgt ein Fixierpuder oder - Spray, das die Kosmetik abschließend versiegelt. Zur Entfernung gibt es spezielle Reinigungspräparate, die die hohe Pigmentdichte schonend auflösen. Wer noch keine Erfahrung mit Camouflage hat, sollte sich durch Camouflage-Experten (drei bis fünf Sitzungen) schulen lassen. So lernt man die notwendigen Handgriffe für ein perfektes Ergebnis am besten.