Intimchirurgie ist ein Trend aus den USA, der inzwischen auch viele deutsche Chirurgen beschäftigt: "Die Zahlen der Schönheitsoperationen am weiblichen Genitale ohne medizinische Notwendigkeit haben sich in den letzten Jahren dramatisch erhöht", sagt DGGG-Präsident Professor Dr. med. Rolf Kreienberg, Ulm, in einer Pressemitteilung. Der Experte zeigt sich besorgt, "denn Risikoeinschätzungen und Komplikationsraten dieser OPs fehlen oder werden verharmlost."
Als mögliche Folgen der Vaginal-OPs zählt Kreienberg auf:
- Wundheilungsstörungen und Entzündungen
- Narbenbildungen
- Sensibilitätsstörungen mit herabgesetzter sexueller Empfindlichkeit
- veränderte taktile Empfindungen bis hin zu deutlichen Funktionsbeeinträchtigungen des Genitale (zum Beispiel Dyspareunie, Nichteintreten der gewünschten Stimulationswiederherstellung)
Hinzu komme, so heißt es weiter, dass es keine wissenschaftlichen Daten gäbe, die nachwiesen, dass die Eingriffe zu anhaltender psychischer oder funktioneller Besserung führten. Die Gründe für Intim-OPs seien demzufolge überwiegend ästhetischen Ursprungs. Frauen nennen außerdem Einschränkungen beim Sport, bei der Kleiderwahl und beim Geschlechtsverkehr.
Nicht selten liessen sich Frauen von unzureichenden Gründen für einen schönheitschirurgischen Eingriff leiten. Zusätzlich, so Professor Kreienberg, könnten bei den Patientinnen psychische Störungen oder mangelnde Informationen ursächlich zu Grunde liegen: "Umso dringlicher ist die Hinzuziehung eines Psychologen oder Psychiaters zum ärztlichen Aufklärungsgespräch anzuraten, insbesondere bei Hinweisen auf depressive Stimmung, Sexualstörung, Selbstwertstörung oder Reifungskonflikt". Der DGGG-Präsident fordert zudem: "Der Unzufriedenheit von Frauen und jungen Mädchen mit ihren Genitalien müsse mit vermehrter Information und Bewusstseinsbildung bezüglich des ohne Nachteil vielfältigen Erscheinungsbildes der weiblichen Genitale entgegengetreten werden."
Die DGGG rät bei der Verkleinerung der Schamlippen und auch für die anderen Methoden der Intimchirurgie die vom American College of Obstetricians and Gynecologists gegebenen Empfehlungen zu berücksichtigen:
- 1. Vor einem solchen Eingriff sollten die Motive für die Operation genau abgeklärt werden.
- 2. Es sollte ein körperlicher Befund für den Eingriff vorliegen.
- 3. Die Patientinnen müssen darüber aufgeklärt werden, dass bisher keine ausreichenden wissenschaftlichen Daten darüber vorliegen, dass diese Eingriffe zu anhaltenden psychischen oder funktionellen Verbesserungen führen.
- 4. Es muss über die Risiken der Eingriffe wie Infektionen, veränderte Sensibilität, Dyspareunie, Verwachsungen und Narben umso detaillierter aufgeklärt werden, je weniger der Eingriff den Charakter einer ärztlichen Heilmaßnahme hat. Diese ausführliche Aufklärung muss sorgfältig
dokumentiert werden. - 5. Es muss darauf hingewiesen werden, dass es für diese Operationen keine wissenschaftlich erarbeiteten Operationsstandards gibt, die bei unzureichenden Operationsergebnissen als Klagegrund verwendbar wären.