Ohne Hungergefühl dagegen erlischt das übersteigerte Interesse an Essen, es verliert seine Anziehungskraft auf uns. Das zeigt, dass unser Gehirn aus der Vielzahl der Umweltreize aktuell bedeutende auswählt und verarbeitet, so M. Marsel Mesulam von der Northwestern University in Chicago. So mancher Heißhunger auf Süßes lässt sich demnach erklären.
Für die Studie mussten Testpersonen acht Stunden hungern. Anschließend erfassten die Forscher mittels eines Magnetresonanztomographen deren Hirnaktivität, während ihnen Bilder von Donuts (süßes Fettgebäck) und Handwerkzeugen (Schraubendreher) gezeigt wurden. Anschließend mussten sich die Studienteilnehmer an Donuts satt essen und wieder wurde die Reaktion des Hirns auf die Bilder gemessen.
Das Ergebnis: War der Magen mit Donuts gefüllt, übten die Bilder der fettigen Gebäckkringel auf die Testpersonen wenig Anziehungskraft aus. Ihr Gehirn reagierte darauf ganz ähnlich unbeeindruckt wie auf die Bilder von Schraubendrehern. Nach der "Fastenzeit" sah das anders aus: Sobald ein Donutbild im Blickfeld der Testperson erschien, reagierte das Gehirn mit einer Interaktion zweier Netzwerke: Das Limbische System – verantwortlich für die Verarbeitung von Gefühlen und Triebverhalten und Sitz des Belohnungszentrums – wurde sofort aktiv. Laut Studienleiter Mesulam fungiert es als Alarmglocke: Gemeldet wird sowohl das Hungergefühl, als auch die Nahrung in Sichtweite. Direkt im Anschluss wurden die Hirnregionen aktiviert, die für die räumliche Orientierung verantwortlich sind. Sie lenken das Augenmerk des Hungrigen auf das begehrte Objekt – im Test den abgebildeten Donut.
Die Studie erklärt damit zum einen die Unwiderstehlichkeit von Süßem. Zum anderen belegt sie, dass unser Gehirn genau die Signale und Reize aus der Umwelt filtert, die eine Relevanz für die aktuellen Bedürfnisse des Körpers haben.