Ein Kinofilm dauert schon mal seine zwei Stunden. Bei einer solchen Laufzeit ist es kein Wunder, dass viele Kinobesucher während des Films nicht auf Snacks und Getränke verzichten wollen. Doch auch bei kürzeren Filmen machen die Kinos mit (oftmals überteuerten) Getränken und Nahrungsmitteln viel Umsatz. Die Zeitschrift "Healthy Living" und die Krankenkasse DAK wollten es genau wissen und ließen das Trink- und Essverhalten der Besucher sowie die Angebote der Kinos genauer untersuchen.
Laut der vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführten Umfrage kaufen sich 53 Prozent der befragten Kinobesucher zwischen 18 und 45 Jahren jedes Mal, wenn sie ins Kino gehen, etwas zu essen oder zu trinken. Die Favoriten an der Theke sind Popcorn (von 67 Prozent bevorzugt) und Softdrinks mit viel Zucker wie Cola oder Limonade (65 Prozent). Dies würde sich vielleicht ändern, wenn die Kinos ihr Angebot umstellen würden: Die sieben meistbesuchten Kinos Deutschlands haben keinerlei gesunde Alternativen wie etwa Salate oder Obst im Repertoire. Schade! Denn bei den deutschen Kinobesuchern würde dies auf Gegenliebe stoßen, immerhin 70 Prozent der Befragten wünschen sich frischere Nahrungsmittel, 69 Prozent Smoothies oder Früchte.
Ein weiteres Problem neben der beschränkten Auswahl aus wenigen meist ungesunden Snacks und Getränken stellt auch die Größe der Portionen dar. Nur drei der Kinos, die getestet wurden, boten Softdrinks in 0,3-Liter-Bechern an. Häufig werden mittlerweile auch schon 1,5-Liter-Becher verkauft. Gleiches gilt für die Snacks: Auch wenn die Zuschauer zu den kleinsten Snack-Einheiten greifen, würden sie laut "Healthy Living" und der DAK an einem Kinoabend auf circa 540 Kalorien kommen. Hanna-Kathrin Kraaibeek, Ernährungswissenschaftlerin der DAK, sieht das sehr kritisch: "Dies entspricht etwa dem Energiegehalt von drei Kartoffeln, einer großen Portion Gemüse und einem Schnitzel - und ist definitiv zu viel für einen Extra-Snack am Abend". Dr. Ute Alexy vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund wird von "Healthy Living" wie folgt zitiert: "Ein 10- bis 12-Jähriger beispielsweise sollte maximal 220 Kalorien pro Tag durch Süßes aufnehmen – die sind schon mit 0,5 Liter Limonade erreicht. Und gerade zuckerhaltige Getränke steigern bei Kindern das Risiko für Übergewicht deutlich, weil sie nicht wirklich satt machen."
Eine Empfehlung könnte es also theoretisch sein, sich sein Obst einfach selbst mit ins Kino zu bringen. Da die meisten Filmtheater jedoch das Mitbringen von Essen und Getränken ausdrücklich verbieten, muss man als gesundheitsbewusster Mensch weiter auf Snacks verzichten und hoffen, dass die großen Kinoketten die Wünsche ihrer Besucher nach gesünderen Alternativen zu Popcorn und Nachos bald erhören.