Bereits vor einigen Jahren hatten die Wissenschaftler um Nishimura herausgefunden, warum wir graue Haare bekommen: Zuständig für die Haarfärbung sind die sogenannten Melanozytenstammzellen. Sie wandeln sich in Pigmentzellen um, die Melanin bilden und nachwachsende Haare färben. Einige der Stammzellen verbleiben jedoch als solche und vermehren sich. Sie bilden sozusagen den Nachschub für die nächste Generation Haare. Wenn wir altern, verschwinden diese Stammzellen nach und nach – und unsere Haare ergrauen langsam. Die Ursache für ihr Verschwinden blieb bisher jedoch ungeklärt.
Deshalb führten die Wissenschaftler in Tokio eine zweite Studie (veröffentlicht im Wissenschaftsmagazin "Cell", Volume 137, Issue 6, 1088-1099, 12. Juni 2009) durch und untersuchten den Einfluss äußerer Faktoren auf die Haarfärbung. Als Versuchstiere eigneten sich Mäuse besonders gut, denn sie bekommen mit zunehmendem Alter ebenfalls graue Haare. Die Forscher bestrahlten die Tiere oder gaben ihnen hochdosierte Medikamente gegen Krebs. Das Ergebnis: Die noch jungen Mäuse ergrauten in der Folge tatsächlich. Genauere molekulare Untersuchungen zeigten, dass die Stammzellen nicht einfach absterben. Stattdessen wandeln sich alle Stammzellen in Melanozyten, also Pigmentzellen, um.
Die Wissenschaftler vermuten dahinter einen Schutzmechanismus: Die durch Bestrahlung oder Medikamente geschädigten Zellen werden in Pigmentzellen umgewandelt, damit sie sich nicht weiter vermehren können – und womöglich Krebs auslösen. Unter Umständen handelt es sich sogar um einen Mechanismus, den alle Stammzellen des Körpers anwenden.
Die Erkenntnisse der Forscher könnten einerseits bei der Behandlung von Melanomen, einer Hautkrebsart, helfen. Andererseits lässt sich damit möglicherweise dem Ergrauen der Haare im Alter entgegenwirken.